Arbeitsaufenthalt in Ahrenshoop

Im Oktober 2011 hatte ich für vier Wochen die Möglichkeit, im Haus Lukas in Ahrenshoop zu arbeiten.

Das Haus Lukas gehört zu den ältesten Künstlerhäusern Deutschlands. Der Maler Paul Müller-Kaempff, Mitbegründer der Künstlerkolonie Ahrenshoop, hatte das Gebäude 1894 als Pensions- und Atelierhaus für seine Malschülerinnen errichtet und nach demSchutzpatron der Maler „St. Lucas“ benannt.

Mit mir waren dort zur gleichen Zeit noch zwei Fotografinnen, Ute Behrend aus Köln und Gitte Klisa aus Bielefeld und zwei Autoren, Jörg Menke-Peitzmeyer aus Berlin und Wolfgang Mundt aus Bützow und die litauische Lyrikerin Daiva Molyte-Lukauskiene künstlerisch tätig. Von Anfang an herrschte eine sehr herzliche Stimmung unter den Stipendiaten. Mehrmals veranstalteten wir gemeinsame Essen, um uns auszutauschen und besser kennenzulernen.

Am Ende des Monats zeigten wir ( die Fotografinnen und ich) in einer öffentlichen Ausstellung im Veranstaltungsraum und in den einzelnen Ateliers erste Ergebnisse unseres Aufenthaltes und zusätzlich mitgebrachte Arbeiten. Der Tag der offenen Ateliers jeweils am letzten Sonntag im Monat hat schon Tradition im Haus Lukas, wurde dementsprechend gut besucht und endete mit einer Lesung der beiden Schriftsteller.

Die vier Wochen auf dem Darß waren ausgefüllt mit täglichen Spaziergängen am Strand, Besichtigungstouren in die nähere Umgebung und dem Arbeiten im Atelier.

Die letzten sonnigen Herbsttage nutzte ich aus, um auf dem Bodden Bootsausflüge zu unternehmen: einmal mit einem über hundert Jahre alten Zeesenboot der Fischer und ein anderes Mal mit einem kleinen Motorschiff, den alljährlichen Zug der Kraniche beobachten. Tausende Vögel fliegen dann in der Dämmerung über den Bodden zu ihren Rastplätzen an der äußersten Spitze von Zingst. Ein beeindruckendes Schauspiel, vor allem wenn dazu noch die Sonne rot untergeht.

Wie immer bei einem neuen Arbeitsaufenthalt, begann ich zunächst mit dem Fotografieren und dem Sammeln von Impressionen. Auf der Suche nach bildwürdigen Themen besuchte ich die Heimatmuseen, las in Reiseführern, Biografien und Ortsbeschreibungen und ließ mich inspirieren von dem, was mir zufällig begegnete. Nachdem ich die erste Zeit damit verbracht hatte, die Gegend zu erkunden, setzte ich im Anschluß die so gewonnenen Bildideen in einer Reihe von Collagen um. Auch zahlreiche Fundstücke, die ich während meiner Strandwanderungen eingesammelt habe, wurden einer künstlerischen Nachbehandlung unterzogen. Außerdem hatte ich mir von zu Hause noch drei großformatige, ehemali- ge Schulkarten aus dem Erdkundeunterricht mitgebracht. An diesen fünfzig Jahre alten Karten wollte ich in Ahrenshoop weiterarbeiten – auch in der Collage-Technik. Der Titel der einen Arbeit: wurde dann auch inspiriert vom sogenannten „Millionenhügel“ in Ahrenshoop…